Freitag, 23. Februar 2007

Der Sensibelchen-Test

Nun habe ich es Schwarz auf weiß, ich bin ein Sensibelchen:

Sie haben 310 Punkte!

(Punkte Anzahl über 300)
Sie sind mit Gewissheit eine HSP*, und haben darüber hinaus eine interessante Extrem-Sicht der Dinge. Wir empfehlen Ihnen daran zu arbeiten, ein differenzierteres Grauspektrum zu entwickeln. Sie werden dadurch selbst ein angenehmeres Leben haben, und auch für andere zum weniger anstrengenden Zeitgenossen werden. Trotz Ihrer sehr dünnen Haut ist es gerade für Sie wichtig, sich in kein Schneckenhaus zu verkriechen. Arbeiten Sie daran Wege und Möglichkeiten zu finden, um in einer Ihnen angenehmen und aufrechterhaltbaren Weise Kontakt mit den Menschen und der Welt zu halten. Die Welt braucht Sie und Ihre Empfindsamkeit ganz dringend. Sie sind eine Bereicherung.


Da freue ich mich natürlich, eine Bereicherung zu sein, ob meine Umwelt das auch so sieht, ist natürlich sehr fraglich. ;) Wer wissen möchte, ob er/sie ebenfalls eine Bereicherung ist, dem empfehle ich einfach, den Test auch zu machen...

*) Sensibelchen (aka "Hoch sensible Person" bzw. Highly Sensitive Person)

Mittwoch, 21. Februar 2007

Das Kreuz mit der Freundschaft

Da ist dieser Mensch, den man sehr gerne mag. Lange kennt man ihn nicht, gerade lang genug, um ihn zu mögen, definitiv nicht lang genug um zu wissen, ob eine dauerhafte Freundschaft daraus werden kann. Man hofft es, aber kann man sich jemals sicher sein? Ohne Selbstwertgefühl ausgestattet hat es ein Sensibelchen hier schwer, die erste Zeit ohne größere Blessuren in der empfindlichen Seele zu überstehen. Schließlich will man dem anderen so viel beweisen. Daß man ein guter Freund ist, loyal, treu und zuverlässig. Jemand, der zuhört, mit dem man lachen und weinen kann, der nicht nur liebevoll und herzlich, sondern auch interessant, attraktiv und ein vielleicht auch bißchen geheimnisvoll ist. Als Opfer unserer Minderwertigkeitsgefühle müssen wir nun leider mit dem Vorlieb nehmen, was da ist: einem Sensibelchen, das sich selber nicht mag, das sich langweilig und uninteressant findet, und für das es am allerschlimmsten ist, daß es so ist, wie es ist... überempfindlich.

Keine guten Voraussetzungen, um den anderen von den eigenen Qualitäten als Freund zu überzeugen. Doch manchmal hat auch ein Sensibelchen Glück, und es findet einen Menschen, der nicht gleich ob der ganzen Unsicherheiten des Sensibelchens die Flucht ergreift. Optimalerweise hat dieser Mensch eine Engelsgeduld und ist mit einem hohen Maß an Empathie ausgestattet. Humor kann auch eine große Hilfe sein, wenn das Sensibelchen mit Dackelblick und Tränen in den Augen zum 1000. Mal erklärt immer alles falsch zu machen.

Freundschaft ist ein Kreuz. Und wenn es nicht sowas wunderschönes wäre, einen Freund zu haben, wenn es nicht sogar das schönste auf der Welt wäre, dann würde man sich als Sensibelchen das viele Leid bis zur Freundschaft sicher gerne ersparen.

Dienstag, 20. Februar 2007

Anatomie eines selbstgemachten Problems

Man sagt uns Sensibelchen nach, wir legten jedes Wort auf die Goldwaage. Da ist etwas dran. Auf jeden Fall wägen wir gründlich ab, bevor wir etwas sagen. Die Gefahr jemanden zu verletzen ist oftmal groß und will um jeden Preis vermieden werden. Denn mit dem Verletztsein kennen wir uns aus, das wollen wir niemandem antun. Was die gesprochene Worte der anderen hingegen betrifft, die brauchen wir gar nicht auf irgendwelche Goldwaagen zu legen, dafür haben wir einen fein ausgeklügelten Mechanismus, der es uns erlaubt mit schlafwandlerischer Sicherheit jede nicht zu 100% mißverständnissfreie Silbe zu identifizieren, lokalisieren und einzukreisen. Ist das einmal passiert, wird ein vorgefertigtes Programm zur Erzeugung eines maximal schlechten Gefühls/Gewissens abgespielt.

Schön ist das nicht, das sei an dieser Stelle einmal erwähnt. Unentwegt kreisen die Gedanken nun um den einen, mißverständlichen Satz. War ein Vorwurf drin versteckt, oder Kritik? Gehe ich meinem gegenüber auf die Nerven, mag er mich etwa nicht mehr? Habe ich, wie so oft, alles rundum falsch gemacht? Grundsätzlich ist für uns Sensibelchen die Schuld auch immer bei uns zu suchen, da nehmen wir uns wichtiger als den Mittelpunkt des Universums. Gut für das Ego ist das allerdings trotzdem nicht.

Was tun? Hier ist guter Rat teuer. Sensibelchen kann leider nicht aus seiner Haut heraus. Also quält es sich mit Selbstvorwürfen, bis die Situation geklärt oder vergessen ist, wobei letztes unter Umständen ewig dauert...

Montag, 19. Februar 2007

Herbstkind

Wer kennt sie nicht, die Sensibelchen, die sich alles so furchtbar zu Herzen nehmen? Diese sonderbare Spezies Mensch, die versucht, es allen recht zu machen, von allen gemocht zu werden. Leider ein hoffnungsloses Unterfangen. Doch die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt. Bis es soweit ist, bemüht man sich eifrig, Kritik anderer gar nicht erst entstehen zu lassen. Aufopferungsvoll bemüht man sich ein guter Freund zu sein, unauffällig, liebenswert aber doch so zerbrechlich. Ein Fluch. Alles Zähne zusammenbeißen nützt nicht, die unausgesprochenen Vorwürfe, die versteckte Kritik, sie lauern überall. Wohin mit dem Gefühl, wenn es wieder mal wehtut und man verzweifelt versucht sich zu entschuldigen, bei einem Gesprächspartner, der das alles gar nicht verstehen kann und will? Entschuldigungen werden zurückgewiesen, schließlich gibt es nichts, wofür man sich entschuldigen muß. Aber sich zu entschuldigen, das scheint sowieso ein Hobby von uns Sensibelchen zu sein. Leider nervt das den Gegenüber mitunter irgendwann und dann? Entschuldigt man sich dann für die Entschuldigung? Der Teufelskreis ist nicht leicht zu durchbrechen. Ein dickes Fell muß jahrelang antrainiert werden. Bis dahin leidet man mehr oder weniger schweigend... oder aber man bloggt!